Migration und Integration als Querschnittsaufgabe

1. Österreich ist - wie auch andere EU-Staaten - seit vielen Jahrzehnten mit Zuwanderung konfrontiert. eine brandneue Prognose der Statistik austria zeigt, dass Wien künftig das stärkste Bevölkerungswachstum aller neun Bundesländer aufweisen und sich zum Bundesland mit der jüngsten Bevölkerungsstruktur entwickeln wird. Grund dafür ist die starke Zuwanderung: Rund 37% der Zuwanderer siedeln sich in der Bundeshauptstadt an. Auch hat Wien schon längere Zeit nicht mehr die niedrigsten Geburtenzahlen aller Bundesländer, sondern liegt seit einigen Jahren im Bundesschnitt. So wächst die Bevölkerung von 1,68 Mio. (2008) bis 2015 auf 1,76 Mio. (+5%) und weiter bis 2030 auf 1,91 Mio. (+13%). Bis 2050 wird die Bevölkerungszahl laut dieser Prognose die 2-Mio-Grenze überschritten haben und mit 2,06 Mio. um 22% größer sein als 2008.

Analog zum gesamten Bundesgebiet wird auch die Bevölkerung in allen neun Bundesländern stark altern. Allerdings sind im Alterungsprozess regionale Unterschiede zu beobachten. Eine deutliche Ausnahme bildet die Bundeshauptstadt Wien, wo der Anteil der älteren Menschen von dzt. 22,3% nur auf 26,6% (2030) und bis 2050 bloß auf 28,8% steigen dürfte. Das wäre zu diesem Zeitpunkt der niedrigste Anteil über 60-Jähriger aller Bundesländer, deren Wert sonst deutlich über 30% liegen wird.

Bei der Betrachtung der Absolutveränderungen der über 60-jährigen Bevölkerung sind die stärksten Zuwächse in Vorarlberg (+93%) und Tirol (+85%) zu erwarten.

Maßnahmen: Um einen positiven Umgang mit dieser Realität zu fördern, sollen langfristige und nachhaltige Initiativen zu Bewusstseinsbildung, Information und zum Dialog sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den MigrantInnen gefördert werden. Dafür ist eine Anerkennung der Tatsache notwendig, dass Österreich ein Zuwanderungsland ist.

2. Integration und Migration als Querschnittsaufgabe sind im Innenressort nur unzureichend repräsentiert und unterstellt diese Zuständigkeit, dass Integration und Migration vor allem ein Sicherheitsproblem wäre.

Maßnahmen: Die Integrationsaufgaben sollten daher einem/r Beauftragten für Integration und Migration der Bundesregierung außerhalb des Innenministeriums unterstellt werden.

3. MigrantInnen bringen vielfach Fähigkeiten und Ausbildungen mit, die nur unzureichend in Österreich anerkannt werden.

Maßnahmen: Es ist daher erforderlich, die Anerkennung durch eine Kompetenzbilanz und gezielte Maßnahmen der Fortbildung, die Anerkennung von Teilqualifikationen, sowie die Erleichterung von Nostrifizierungen zu ermöglichen.

4. Zu den mitgebrachten Fähigkeiten der Migrantinnen zählt auch ihre Sprache. Die Wertschätzung der von MigrantInnen frequentierten Sprachen und die Nutzung dieser Sprachkenntnisse für Wirtschaft und Gesellschaft gehört zu einer modernen Integrationspolitik.

Maßnahmen: Die Sprachen der MigrantInnen sollte als zweite lebende Fremdsprache in den Schulen der Sekundarstufe angeboten
und auch als Maturafach gewählt werden können. Außerdem müssten für diese Sprachen auch Lehramtsstudien angeboten werden. Derzeit gibt es in Österreich nicht die gesetzliche Möglichkeit, etwa Türkisch als zweite Fremdsprache zu wählen.

5. Integration sollte auch an anderen als nur populistischen Benchmarks gemessen werden.

Maßnahmen: Folgenden Benchmarks sollte Aufmerksamkeit geschenkt werden:
Steigerung des Anteils von SchülerInnen mit Migrationshintergrund im sogenannten "höheren" Schulwesen (Schulen, die über die Pflichtschule hinausgehen)
Steigerung des Anteils von Personen mit Migrationshintergrund in Pädagogischen Berufen, in der
Verwaltung und in der Betreuung
Steigerung des Anteils von SchülerInnen mit Migrationshintergrund im muttersprachlichen Unterricht
Verringerung des Anteils der Dropouts innerhalb der SchülerInnen mit Migrationshintergrund;
Steigerung des Anteils von Studierenden mit Migrationshintergrund.

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